Wer viel Musik hört nimmt diese auch gerne auf. Besonders Besonders groß ist die Freude, wenn dies mit einem möglichst bizarren Tool bewerkstelligt werden kann – und dabei einem möglichst seltsamen Prozess folgt. Wie wäre es mit einem Mini-Schneidetisch um die eigene Schallplatte herzustellen – Limited Edition #1 von 1.

So: Phonocut – Home vinyl recorder

Auf Kickstarter ist kürzlich ein Projekt gestartet, welches den eigenen Schneidetisch wahr werden lässt. Doch keine Angst – man muss sich keinen Servicevertrag mit Neumann ans Bein binden – das Ganze kommt als „all in one box“ Design mit knuffeligen Rundungen, durchaus noch WoZi tauglich.

kickstarter phonocut
Klick image to open: Kickstarter – Phonocut

Das ist ziemlich kranker Scheiß, wenn man bedenkt, dass man die Rohlinge noch kaufen muss (5 oder 10 sind für den Starter / Unterstützer dabei; je nach Fördersumme…) und dass so ein Schneidekopf auch ganz sicher ein Verschleißteil darstellt. Aber man kann einem Hersteller ja nicht vorwerfen, dass irgendwie mit einem Produkt eben auch ein auf Dauer angelegtes Geschäft verbunden sein muss. Am Plattenspieler wechseln wir ja auch die Nadel – manche öfter, manche weniger.

For Fun ist das sicher ganz großartig – und wenn sich jemand findet der*die so ein Teil besitzt – ich lade mich gerne zu einer kleinen Session ein, um mal zu hören wie Musik von dem Ding tatsächlich klingt. Gerne auch mit einer Aufnahme und Messdaten des gebotenem im Vergleich zum vorgelegten Original. In den Promo-Videos gibt es inzwischen auch Aufnahmen die von den geschnittenen Schallplatten gemacht wurden – da meine ich einen ziemlich scharfen, leicht metallischen, Unterton zu hören – ist aber schwer zu sagen ob man das verallgemeinern kann. Hört einfach selbst rein.

Technisch stellt das Teil niemanden vor Probleme – Stecker rein – läuft. Der Weg ist also gar nicht so lang. Inwiefern man dabei Pegel kontrollieren kann / muss, ob das Ding selbst limitiert oder andere feine technische Details zu beachten sind – das habe ich jetzt noch nicht nachgelesen. Das Design erinnert mich stark an unsere 70er / 80er Brotschneidemaschine, bloß auf den Rücken gelegt. Wenn man alles richtig gemacht hat hält man sie nach Echtzeit-Aufnahmedauer in Händen: Deine eigene Schallplatte, und die gibt es auch wirklich nur einmal!

Oder so: The DRC (Desktop Record Cutter)

Auf dem gleichen Portal findet sich noch ein zweiter Ansatz. Das Projekt ist allerdings schon lange abgelaufen – und zwar mit negativem Ausgang für die Unterstützer. Ebenfalls ein Dubplate-Cutter. Das Design folgte eher dem technischen Brutalismus. Es gleicht einer Kreuzung aus verstorbenem Overhead-Projektor, großformatiger Kochplatte und Baby-Kfz-Roboter. Nach Aussagen der Entwickler auf Kickstarter war eine Kostenexplosion durch unbefriedigende Teilequalität in der geplanten Fertigung verantwortlich für den Misserfolg – eine angestrebte konstante Qualitätsstufe hätte sich nur erreichen lassen, wenn das Projekt für einen Massenmarkt in hohen Stückzahlen hätte produziert werden können.

kickstarter drc desktop record cutter
Klick image to open: Kickstarter – DRC (Desktop Record Cutter)

Der DRC barg viel mehr technische Möglichkeiten in seinem Konstrukt. Zum Beispiel ein integriertes USB-Mikroskop um die Rille zu prüfen. Er entfernte sich vom Heim-Anwender hin zum Semi-Professionellen Direct-To-Disc Enthusiasten. Ins WoZi wäre er wohl kaum gewandert. Die Entwickler wollten ihm einen stabilen Transport-Koffer spendieren, damit das Gerät immer am*an Mann*Frau sein konnte.

Kosten für die eigene Schallplatte

Sind/waren bei beiden vorhanden. Der Phonocut kann im Moment noch für einen Mindestbeitrag von 1.499 € (1.999 € geplanter UVP) unterstützt = hoffentlich erworben werden.

DRC war ein wenig höher angesiedelt. Nicht verwunderlich, da hier offensichtlich zum Start nur eine Serie von 4 Geräten geplant war. Unterstützer mussten mindestens ~5.600 $ entrichten um die Seriennummer #1 zu bekommen – 3 weitere Geräte lagen noch leicht darüber.

Wer noch tiefer einsteigen will in die Welt der eigenen Schallplatte, selbstgeschnitten, der*die muss nur bei einem bekannten Video-Portal umtriebig suchen – es gibt reichlich bizarres und überraschendes zu bestaunen. Suchbegriffe „home cutting vinyl records“ oder so ähnlich. Ästheten müssen stark bleiben – Techniker mit Hang zu filigranen Geräten sollten tief Luft holen… 😀

Steff4nlgmusic

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