Ich war nie so der Stones-Fan. Aber ich bin nicht sicher, ob das so bleiben kann. Vor Kurzem fiel mir ein kleines Konvolut in die Hände – und dabei tatsächlich eine Scheibe der Band. Also – ich höre da mal rein. Es handelt sich um „Some Girls“, ein Werk aus der mittleren Schaffensperiode der Stones. Darob – hier mein bewusst erstes Mal mit den Stones und einem Ihrer Alben. Und dazu die Frage: Muss ich noch Stones-Fan werden? Besser spät als nie?
Die Kopie erwies sich als gut erhalten, ist ein Original aus der Zeit, hat das unzensierte (etwas blassere) Die-Cut Cover und ließ bei der optischen Prüfung einen sauberen Klang erwarten. Also flugs die Okki-Nokki angeworfen und der Scheibe eine Reinigung verpasst, die sich gewaschen hat (!wohoo!). Und danach sah sie tatsächlich so aus, wie man sich eine bestens erhaltene Kopie aus der Zeit vorstellt.
Ganz genau handelt es sich um diese Version:
https://www.discogs.com/The-Rolling-Stones-Some-Girls/release/6790936

LP, Album
Rolling Stones Records 1C 064-61 016
1978 Germany
Einen kurzen Moment dachte ich, schwul werden ist doch noch eine Option, als ich bei weiteren Recherchen zur Musik dieses Video fand:
Doch dann fiel mir ein dass ich verheiratet bin, und daher die Orientierung doch nicht so ohne weiteres ändern werde. Jedenfalls hatte ich dabei zum ersten Mal den Effekt, dass mich die Wirkung von Jagger als Sex-Symbol irgendwie erreicht hat – und damit ist das auch mein Lieblingssong von der Scheibe. Habe das auch offen mit der Frau besprochen, und sie sagt dass sie mich versteht. Ein Glück – es wäre nicht einfach gewesen das ab jetzt immer mit mir rumzutragen.
Bei den Stones geht es nicht ohne irgendwelche Kontroversen und die große Presse. Das Cover musste nachträglich zensiert werden, weil einige Personen nicht mehr darauf abgebildet sein wollten. Beim Titel-Track „Some Girls“ kamen Sexismus und ernste Rassismus Vorwürfe – das ging bis in Gerichtssäle und öffentlichkeitswirksam ausgetragene Diskussionen. Dem Album wird es nicht geschadet haben was die Verkäufe anging.
Wie immer werde ich den Eindruck nicht los, dass davon vieles kalkuliert und geplant war. Es passt einfach immer zu gut in den Gesamtzirkus.
Akustisch bekannt waren mir noch „Miss You“ und natürlich „Beast Of Burden“, welches mir aber als Kind der 80er zuerst von Bette Midler im Ohr klingt. ’78 war ich 8 Jahre alt und hatte erst im Jahr zuvor meine erste, wirklich eigene Schallplatte beim Dosenwerfen auf dem Waldstraßen-Fest gewonnen. Da kann man eher nicht erwarten, dass man im Laden dann das Stones-Album erwirbt. Zumal das Gesamtkunstwerk „Stones“ auch in der Familie niemals vorkam.

Hat das nun gezündet? Jein. Ich kann mit der Musik immer noch nicht viel anfangen, wenn ich sie auf der Anlage laufen lasse und dabei konzentriert höre. Es ist halt recht simpler Blues-Rock, mit Texten die sich meist um das übliche drehen. Frauen, durch sein und das Star-Leben leben.
Da ich die Scheibe auch aufgenommen habe, konnte ich sie mal bei einem Spaziergang durch die Welt anhören, und da funktioniert sie deutlich besser. Schrittmuster und Rhythmus den Beats anpassen. Sich dabei cool fühlen, als sicher einziger in der Hood, gerade eine über 40 Jahre alte Stones-Platte zu hören. Und das nicht von irgendeinem Streaming-Dienst, sondern im Original-Analog-Sound von ’78. Im Auto kommt dann eher so Truck-Fahrer Stimmung auf, was nicht recht zu unserem Kleinst-Wagen passt.
Für mich ist bei den Stones insgesamt immer zu wenig los in beide Richtungen. Zu wenig echter Rock – zu viel langweiliger Blues, davon aber nicht „der Gute“ (= mir subjektiv gefällige). Natürlich ist das handwerklich / musikalisch immer allererste Güte, aber mich reißt es eben nicht.
Fazit
Dieses lautet – ich werde wohl doch nicht der Mega-Fan. Kaufe auch für die Sammlung keine weiteren Platten gezielt nach. Aber ich werde in Zukunft mal reinhören über die diversen Kanäle, Videos sichten und dabei die overplayed Songs meiden. Wenn wer eine Empfehlung hat, was ich mir noch definitiv antun sollte um ein Fan zu werden, gerne in den Kommentaren hinterlassen. Ich glaub ich mag die tendenziell lieber, wenn sie noch nicht so verknittert sind…
Klanglich gibt es eigentlich nichts zu meckern, alles klingt eben ein wenig historisch angestaubt, aber die Produktion weiß insgesamt zu gefallen. Einige nette Effekte wurden auch untergebracht – so zum Beispiel ein sehr authentisches „Hintergrund-whoo“ bei 0:48 in „Beast Of Burden“. Der Opener „Miss You“ funktioniert als Start einfach ungemein gut – man möchte einfach loslaufen.
Insgesamt bietet die Scheibe gute 40 Minuten Musik, was aller Ehren Wert ist für eine Standard-Vinyl. Gute Unterhaltung, aber kein Erweckungserlebnis.
Steff4nlgmusic