Und es geschehen doch noch Zeichen und Wunder – 2021 erscheint tatsächlich die Vinyl-Erstauflage von Yello – The Eye (Original von 2003), zuvor gab es das Album nur als digitale Konserve. Audiophile Zeitgenossen schnalzen mit der Zunge wenn es um Yello geht. Selbst wenn der Stil sonst nicht bei vielen im Setting drin ist. Yello stehen immer für perfekte Produktion, großen tonalen Umfang und verkopfte Arrangements mit vielen Details und Effekten. Immersive Aufnahmen, typische „Vorführ-Platten“ eben. Und auch Yello – The Eye macht da keine Ausnahme.
Was machen Boris Blank und Dieter Meier so anders? Das ist irgendwie unter dem breiten Sonnensegel „Leftfield“ angesiedelt, aber garniert mit vielen tricky Grooves, perkussiven Spielereien und vertrauten Rhythmen à la Samba und Mambo. Ein Konglomerat aus elektronischer funkyness mit eingängigen melodischen Parts. Abwechslungsreich im gewohnten und gekonnten Yello-Style, ohne Angst vor zu viel Beat und zu wenig Effekt.

2xLP, Album, Limited Edition
Yello, Polydor, Universal 7640161960237
Pressung: Optimal Media GmbH
Wichtig noch zu erwähnen: Es gibt eine ganze Reihe von Yello-Neuauflagen, darunter eine weitere Vinyl-Premiere für das Album Motion Picture, dazu dann noch Baby, Zebra und Pocket Universe. Allesamt in vergleichbarer Qualität, und sicherlich wert in die Sammlung aufgenommen zu werden. Sofern bis jetzt noch nicht geschehen.
Pro
Wer Yello-Fan ist -muss- The Eye natürlich in die Sammlung nehmen, schon mangels Alternativen im Moment (es kommen bestimmt noch Nachpressungen davon in den Markt…). Man wird durch die Lautsprecher geschmeichelt mit (wirklich!) tiefen Bässen, perlenden Höhen, dynamischen Drums und extraordinären Stereo-Spielereien. Artwork und packaging sind attraktiv und ohne jeden Tadel (nur die Innenhüllen sind nicht gefüttert, aber kein Problem von dieser Seite). Die Pressung meiner Kopie ist flat, läuft leise und enthält sich quasi völlig irgendwelcher Störgeräusche – so muss das, und man wünscht sich sofort, dass noch viel mehr aktuelles Vinyl diese Qualität in Summe bietet. Die Platte aufzulegen macht einfach spaß, denn man konnte dies ja noch nie zuvor.
Contra
Das 11. Album von Yello war auch bei mir nicht richtig im Fokus. Es stammt aus einer Zeit, in der die beiden Macher den (kommerziell erfolgreichen) Zenit ihres Schaffens überschritten hatten. Die 80er und frühen 90er waren gut zu den beiden – wer kann sich nicht an die “Formel 1” Titelmelodie erinnern? Wer denkt nicht zurück an die Fahrt im Bus mit Schuldirektor Rooney aus „Ferris Macht Blau“? (Don’t miss: Oh Yeah! 🙂 ) Diese Nostalgie ist weg. Die Kompositionen sind perfekt, aber ihnen fehlt etwas Seele und der emotionale Bezug, es verfängt einfach etwas weniger, strahlt mehr Kälte aus. Kann aber sein, dass dies ein Problem für mich und meine Generation ist.
Nicht so analoge Links
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• 40years Yello – Shop und Streams
• Yello – Offizielle Site
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