Im 29. Jahr ihres Bestehens ein neues Album: Electric Orange – Psi-Hybrid. Produziert im eigenen Studio Fleisch in Aachen, gemastert von Eroc – alle Ingredienzen für eine klassische Krautrock-Erfahrung sind vorhanden. An nichts wurde gespart. Es fehlt eigentlich nur ein Beipack-Tütchen getrocknete Hula-Pilze oder eine Spaß-Tabak-Roulade um das Erlebnis auch in östlicher Richtung abzurunden.

Psi-Hybrid ist der Titel – und es geht in Summe etwas ruhiger zu – dafür auch moderner, flächiger; alles wirkt als hat man sich diesmal gerne etwas mehr Zeit genommen.
Warum man nun nicht gewartet hat bis die Band 30 Jahre wird…wer weiß. Aber – Glück für uns – das Album ist draußen und es ist gut geworden und somit kann dann mit 30 Jahren was noch viel größeres kommen *daumendrüx*.

Electric Orange – Psi-Hybrid (2021)
2xLP, Album, Ltd, 200 g
MPL 934
Pressung: ?
Unverkennbar zu viert bespielen Electric Orange „Schichten“ die musikalisch ineinanderfließen oder seziert werden wollen, (Psi-)Phänomene und Erscheinungen die verarbeitet werden. Unerwartetes trifft auf Offensichtliches, die ganz klassische Besetzung begegnet schrägem Instrumentarium und gewurschtelten Elektronik-Einschüben. Es geht nicht ganz so verspielt zu wie bei anderen Electric Orange-Veröffentlichungen, aber dadurch kann man dem Album auch entspannter folgen, es wie einen Film vorbeiziehen lassen.
Reisebeschränkungen? Pflanzen?
Inwieweit sich die Lockdown- und Isolationszeiten hier akustisch verewigt haben kann ich nur vermuten. Wenn man tatsächlich mehr Zeit hatte, dann kann es schon sein dass man fließende Strukturen mehr bevorzugt als stakkatoartige. Mal wieder entspanntere Klamotten tragen, etwas mehr Zucker in den Tee nehmen und wieder in den seichteren Ecken der Plattensammlung kramen. Es sehen dich ja eh weniger Leute. Das Album nimmt mich mit auf die Reise. Es ist ein kleiner Planet mit seltsamen Gewächsen (viel grün!), ohne allzu großen Gefahren. Die Wasseroberflächen glänzen in etwas seltsamen Farben und die Insekten fragen mich ein ums andere Mal wo Emerald mit den Getränken hin ist.

Pro:
Gatefold, die Vinyl ist absolut sauber gepresst, kaum irgendwas zu meckern von dieser Seite. Den Bandcamp-Download/Stream gibt es dazu, und da findet sich auch das CD-Inlay als PDF. Viele lustige Fotos, man kann sehen, dass die Jungs beim Einspielen Spaß hatten. Klanglich hat sich auch was getan – die Produktion spielt räumlich auf, Bässe sind genug vorhanden, die Mitten und Höhen drängeln sich nicht pöbelhaft in den Vordergrund. Ausgewogen und gut abgeschmeckter Krautrock in moderner Ausprägung, leicht psychedelischer Abgang mit grünlichem Schlingpflanzen-Terroir bleibt mir als Fazit.
Contra:
OK… ob die Scheibe jetzt wirklich auf 200 g Vinyl hätte gepresst werden müssen? Naja, es schadet auch nicht. Beim Artwork hätte man insgesamt ein wenig mehr machen können, da scheint alles ein wenig „verwaschen“ und „dark“ in der Optik. Aber das passt schon grundlegend zur Stimmung. Ein gedrucktes Inlay gibt es nicht.
Der Press-Run beläuft sich auf insgesamt ~333 Exemplare plus 10 Testpressungen (habe mir eine gesichert… 😉 ), sowas ist eher eine homöopathische Dosis für den Markt. Eine physische Scheibe werden daher nur wenige abbekommen. Wer noch möchte – den etwas archaisch anmutenden Bestellprozess stößt man hier an – keine Angst, der klappt schon – vertrau auf Gregor:
https://www.electric-orange.com/psihybrid.php
Andere Distributoren wie Adansonia haben ihr Kontingent schon unters Volk gebracht.

Nicht so analoge Links
– Beim Aufruf von externen Links/Videos werden ggf. persönliche Daten übertragen. –
Offizielle Seite: https://www.electric-orange.com/
Digital/Bandcamp: https://electricorange.bandcamp.com/album/psi-hybrid
Steff4NLGmusic