Drei Jahre sind vergangen und es gibt neues Material von Anders Trentemøller – Memoria heißt das neue Album und flutet Deine Sinne mit elektronischem Shoegaze deluxe. Vom Vorgänger Album „Obverse“ kurz vor dem „Full-C-Stop“ noch einmal stark elektrisch durchgerüttelt, komme ich mir jetzt vor wie zu einer Gruppe gehörig, die irgendwann (kurz vor Frühlingsbeginn) ans Meer fährt, dabei aber völlig falsche Klamotten dabei hat. Der Hund läuft weg, in den Schuhen ist Sand und Sonnenuntergang steht kurz bevor. Aber nichts ist besser als irgendwo am Meer zu sein. Und daher passt eigentlich auch alles.

Memoria ist die Erinnerung

Trentemøller – Memoria (2022)
2xLP, Album
In My Room imr45lp
Pressung: Optimal Media

Es ist so ein bisschen wie die Szene in Trainspotting, als alle raus aufs Land fahren, und sich dann, dort abgesetzt, schon nach ein paar Sekunden komplett daneben fühlen. Aber hier ist das anders herum – man fühlt sich sofort angekommen. Wenn man doch bloß ’ne dickere Jacke eingepackt hätte. Ab auf den alten Liegestuhl und irgendein seltsames Getränk geholt, Himmel und Möwen zusehen. Und dann kann man sich erinnern, wie sich das mal angefühlt hat.

Wer sonst Angst hat vor elektronischen Klängen kann ruhig trotzdem ein Ohr riskieren. Memoria treibt Anders Trentemøller schon begonnen Weg der natürlichen Instrumentierung weiter fort – gar nicht so wenig Gesang (von seiner Freundin Lisbet Fritze), definitiv psychedelischer Einschlag, Dreampop der etwas elektronischen Art und weniger extreme Rhythmisierung. Einen lauteren Ausbruch gibt es beim Titel „Dead Or Alive“, welcher als eine Art Plot-Point das Album in zwei Hälften teilt. Danach wird alles noch ein wenig zähflüssiger und beim Handy ist langsam der Akku alle – zum Glück! Auch richtig gut dazu passend: das Album-Debut gab es im Rahmen eines „Pitchblack Playback“ – mehr Infos dazu unten im Link-Bereich.

Pro

Ätherische Öle sind gut für die Nase, ätherische Klänge taugen für die Ohren. Trentemøller – Memoria schickt uns auf eine träumerische Tour, bei der immer irgendwie Hoffnung auf das Ende des Winters mitschwingt – und die Sonne stets nicht ganz untergegangen ist. Ebenso scheint die Sonne aus den Lautsprechern. Optimal hat ebenso abgeliefert wie alle am Prozess beteiligten Namen und Personen – das Doppel-Vinyl klingt einwandfrei und muss sich vor keiner Stream-Version verstecken. Außerdem macht die Scheibe irgendwie auf eine magische Art richtig gute Laune. Diese latente Frustigkeit der letzten Monate tritt ein gutes Stück in den Hintergrund und wir können den Frühling kommen sehen.

Contra

Die allgegenwärtige Sünde nur reine Papier-Inlays in die Album-Hülle zu stecken ist ja weit verbreitet, und auch hier praktiziert. Insgesamt ist das ein sehr vanilla-mäßiges Release – in technischer / gestalterischer Hinsicht gibt es eigentlich nichts was irgendwie bemerkenswert wäre. Keine dicke Pappe, keine 180 g Scheiben, keine 45 rpm, keine Texte oder ein Beileger. Es ist eine „Standardscheibe“, welcher ein wenig das Flair einer etwas gefälligeren Erstauflage fehlt. Das war es aber auch schon mit Kritik.

Nicht so analoge Links

– Beim Aufruf von externen Links/Videos werden ggf. persönliche Daten übertragen. –

Offizielles Video zu “In The Gloaming”: https://youtu.be/iqteum_Z3Kk
Reinhören bei Bandcamp: https://trentemoller.bandcamp.com/album/memoria
Coverdesign – Dóra Dúna: https://www.instagram.com/doraduna/ 
Gesangsparts von Lisbet Fritze: https://www.instagram.com/lisbetfritze/?hl=de 
Pitchblack Playback: https://pitchblackplayback.com/pages/about

Steff4NLGmusic

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